24.08.17

Der Härtetest: Scheuertouren für Möbelstoffe

Möbelstoffe – sie sind die trendorientierten Gestalter mit einer schier unbegrenzten Auswahl an Mustern und Dessins für die Bespannung von Sitzpolstern, Rückenlehnen oder ganzen Sofas. Die treuen Begleiter, auf denen man sich wohlfühlen soll. Das gewisse Etwas im Wohnraum, die stilvollen Akzente in den vollendeten vier Wänden. Überschwängliches Lob auf eine dünne Schicht Stoff? Von wegen! Wenn man sich einmal anschaut, was diese Fasern alles mitmachen müssen um als strapazierfähiges Produkt zu gelten, kann man den Möbelstoffen Tribut zollen.

Denn woher soll man wissen, welcher Möbelstoff für welchen Bereich am besten geeignet ist? Private und gewerbliche Nutzung sind schließlich zwei verschiedene Paar Schuhe und unterscheiden sich nochmals in der jeweiligen Beanspruchung des Möbelstoffes. Um dem Käufer einerseits ein individuelles und passendes Produkt bieten zu können, andererseits aber auch einen gewissen Qualitätsstandard für Möbelstoffe zu sichern, hat sich in der Praxis ein eigenes Prüfungsverfahren etabliert: die Klassifizierung nach sog. Scheuertouren für Möbelstoffe.

Doch was genau sind Scheuertouren?

Scheuertouren sind Teil des sog. Martindale-Verfahrens, mit der die Scheuerbeständigkeit von Möbelstoffen ermittelt wird. Hierbei wird ein Muster des zu testenden Stoffes unter einer vorgegebenen Gewichtsbelastung gegen einen Stoff aus Wolle gerieben, um einen natürlichen Verbrauch realistisch zu simulieren. Damit wird eine sog. „Schleißzahl“ ermittelt, die angibt, ab wann der Möbelstoff anfängt, sich abzunutzen. Sobald zwei Fäden des Prüfstoffes verschleißen,  z. B. durch Reißen oder offensichtliches Zerfallen, ist der Test beendet. Das Ergebnis dieser Scheuertouren wird in der Einheit Martindale angegeben und gilt als Richtwert für den Einsatz und Gebrauch des Möbelstoffes im Hinblick auf seine Abnutzung. Mit der Zeit haben sich für die unterschiedlichen Beanspruchungen verschiedene Richtwerte etabliert, die nach Scheuertouren klassifiziert sind. 

10.000 – 15.000 Scheuertouren: Nutzung im privaten Bereich (z. B. Wohnräume)

25.000 – 35.000 Scheuertouren: Nutzung im gewerblichen Bereich (z. B. Büros)

30.000 – 40.000 Scheuertouren: Nutzung im öffentlichen Bereich (z. B. U-Bahn, Bus)

Leitstände der Polizei oder des Rettungsdienstes benötigen aufgrund der hohen Belastung sogar eine Scheuerbeständigkeit von 200.000 – 500.000 Scheuertouren. Neben Möbelstoffen werden auch Farben und Tapeten nach Scheuerbeständigkeit geprüft, allerdings nicht mit Scheuertouren.

Und was ist der Unterschied zwischen Scheuertouren und Martindale?

Häufig geschieht der Fehler, dass man die Begriffe Martindale und Scheuertouren als Synonyme füreinander verwendet. Der Unterschied beider Begrifflichkeiten liegt jedoch darin, dass die Scheuertouren Teil des unmittelbaren Prüfungsverfahrens von Möbelstoffen sind, um die Scheuerbeständigkeit festzustellen. Hingegen ist Martindale die Einheit, in der das Endergebnis des Tests angegeben wird. Die Gemeinsamkeit beider Begriffe liegt darin, dass keine Umrechnung des Zahlwertes erfolgt. So sind 10.000 Scheuertouren = 10.000 Martindale.

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